Haben Engel immer Flügel?

Da sprach Menoah zum Engel des Herrn: ‚Wie heißt du? –
dass wir dich ehren können, wenn dein Wort eintrifft.‘Menoah wußte nämlich nicht, dass es der Engel des Herrnwar.(Richterbuch 13,17)

Kinderlosigkeit gilt im Alten Israel zu jener Zeit als große Schmach, die eine Frau im Alten Orient treffen kann. Während der Zeit der Philisterherrschaft über Israel hat eine Frau viele Jahre lang diese Schmach zu tragen. Sie braucht ein ersehntes Kind nicht, um irgendwelche Familienpflichten zu erfüllen. Siew ill gesellschaftliche Anerkennung. Sie ist auch ohne Kinder von ihrem Mann geliebt. Ihr Mann heißt Menoah. Da kommt ein Gast in ihr Haus und sagt ihr, sie werde auf natürliche Weise schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen – es wird Simson sein, ein Kerl mit Bärenkräften, ein Kämpfer, der Israel von den Philistern befreit, selber aber eintragisches Ende haben wird. Wer ist es, der als Gast zu dieser Frau und ihrem Mann Menoah kommt? Flügel hat er keine. Auch trägt er kein weißes Gewand. Nicht einmal von einer besonderen Ausstrahlung wird etwas erzählt. Es ist ein Gottesbote im Alltagsgewand. Menoah erkennt zuerst nicht, dass es der Engel des HERRN ist. Und doch ist er von Gott zu diesen Menschen gesandt.

Dies soll uns dafür öffnen, Gottes Hinzutreten auch dort zu erwarten, wo wir es zuerst nicht vermuten. Ist es der Brief, den der Postbote bringt? Ist es das kleine Geschenk, mit dem uns einer überrascht? Ist es die Herausforderung durch eine menschliche Not? Ist es das anerkennende Wort eines Menschen oder eine zärtliche Berührung? Ich will wach sein, Herr, dass ich deinen Engel nicht von meiner Tür weise.

Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein,

die Engel.

Sie gehen leise, sie müssen nicht schrein,

oft sind sie alt und hässlich und klein,

die Engel.

Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand,

die Engel.

Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand,

oder er wohnt neben dir, Wand an Wand,

der Engel.

Dem Hungernden hat er das Brot gebracht,

der Engel.

Dem Kranken hat er das Bett gemacht,

und hört, wenn du ihn rufst, in der Nacht,

der Engel.

Er steht im Weg und er sagt: Nein,

der Engel.

Groß wie ein Pfahl und hart wie ein Stein –

Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein,

die Engel.

Eine frohe Advents- und Weihnachtszeit mit ein paar engelhaften Begegnungen!

Ihr Stefan Korn

Shame – European Stories

Mit Unterstützung des  Evangelischen Kirchenkreises Duisburg zeigt die Evangelische Kirchengemeinde Alt-Duisburg gemeinsam mit der Karmelgemeinde am Innenhafen, der Pfarrei Liebfrauen, der Katholische Stadtkirche und der KEFB (Katholische Erwachsenen-und Familienbildung) die Ausstellung „SHAME – EUROPEAN STORIES“ in Duisburg. In ihr sind eindrückliche Foto-Porträts von Betroffenen von sexualisierter Gewalt zu sehen. Der Duisburger Veranstalterkreis lädt herzlich ein zum Besuch der Ausstellung an drei Orten, zu den Gottesdiensten und zu den begleitenden Veranstaltungen.

Die Ausstellung SHAME – EUROPEAN STORIES wurde initiiert von der „Justice-Initiative“ und wird getragen vom Verein „Umsteuern! Robin Sisterhood e.V.“. Der Europarat und Mitglieder des Landtags in NRW unterstützen die Ausstellung. 

Ausstellungsorte und -zeiten in Duisburg:

Salvatorkirche (Am Burgacker 47051 Duisburg) – 03.11. – 27.11.2024

Di-Sa 10.00 – 17.00 Uhr, So 10.00 –13.00 Uhr

Karmelkirche (Karmelplatz 9   47051 Duisburg) – 10.11. – 28.11.2024

tägl. 09.00-18.00 Uhr

Kath. Stadthaus (Wieberplatz  2 47051 Duisburg) – 03.11. – 28.11.2024

Mo-Fr 09.00-16.00 Uhr                    

Gottesdienste:

  • 03.11. 2024, 10.00 Uhr Eröffnungs-Gottesdienst in der Salvatorkirche mit anschließender Vernissage
  • 17.11. 2024, 11.00 Uhr Wort-Gottes-Feier in der Karmelkirche, zu Gast:  Karl Haucke, Mitglied im UBSKM Betroffenenbeirat der Bundesregierung

Als AnsprechpartnerInnen stehen zur Verfügung:

  • In der Karmelgemeinde: Die MitarbeiterInnen der wöchentlichen Sprechzeit, jeden Mittwoch von 16.30-18.00 Uhr
  • Für die Salvatorkirche bitte melden bei: Dipl.-Psychologin Ulrike Stender: E-Mail: ulrike.stender@ekir.de; oder Pfarrer Andreas Satzvey: E-Mail: andreas.satzvey@ekir.de

Begleitende Veranstaltungen:

19.11.2024, 18.00 Uhr Salvatorkirche: Rundgang mit anschließender Information über den Umgang mit sexualisierter Gewalt im Bereich der evangelischen Kirche.
Wer am 19.11.2024 um 18 Uhr die Ausstellung in der Salvatorkirche besucht, hat die Möglichkeit, vor Ort mit Dipl. Psychologin Ulrike Stender und Pfarrer Andreas Satzvey, den Vertrauenspersonen des Evangelischen Kirchenkreises Duisburgs, ins Gespräch zu kommen. Sie geben Informationen zum Umgang mit sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche in Duisburg, und stehen für Fragen zum Thema gerne zur Verfügung (gerne auch per Mail unter ulrike.stender@ekir.de bzw. andreas.satzvey@ekir.de).

24.11.2024,  12.15 Uhr (nach dem Gottesdienst) Karmelkirche: Kinder und Jugendliche wirksam vor sexualisierter Gewalt schützen – Impulsvortrag und Gesprächsmöglichkeit mit Sabine Block, Diplom-Psychologin, Mitarbeiterin von Wildwasser – Fachberatungsstelle zu sexualisierter Gewalt in Duisburg

Abendmusik 8.11.2024

Gedanken nur… mitten im Sommer

» Pfarrer Stephan Blank

Wenige Tage noch bis zum Urlaub. Das Wetter spielt verrückt: Hitzewellen und heftige Gewitter kämpfen um die Vorherrschaft. Wenn Sie diesen Text lesen, bin ich längst von der Reise zurück.

Was soll ich heute schreiben?
Ich weiß in diesen Tagen, Ende Juli, noch nicht, wie sich die Ereignisse entwickelt haben werden, die uns zurzeit erschüttern. Ich wünschte mir, dass die Lesenden wissen werden, dass Wunder geschehen sind und die Kriege ein Ende genommen haben. Doch ich befürchte eher, dass die kommenden Wochen bis zum Erscheinen des Gemeindebriefes noch mehr Blut, Bomben, Eskalation und Tod gebracht haben werden.

Die Gedanken kreisen.
Vor zwei Tagen ist Joe Biden von seiner Präsidentschaftskandidatur zurückgetreten. Das Lachen und die positive Energie, die Kamala Harris ausstrahlt, stecken mich an. Ich träume von einer Welt, in der Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund und solche, die mehr zu sagen haben als billige Beschimpfungen und primitive Beleidigungen ihrer politischen Gegner, eine Chance haben, gehört zu werden. Ob sie dafür steht und ob sie gewählt wird? Das weiß ich nicht. Aber zumindest hoffe ich – im Juli 2024. Manchmal sagen Leute: „Bitte keine zu politische Andacht oder Predigt!“ Und dann wieder höre ich: „Die Kirche muss Stellung beziehen zu den Themen dieser Zeit!“ Was ist richtig? Davon bin ich zumindest überzeugt: Wenn unser Herr und Heiland Jesus Christus die bedingungslose Liebe zu den Nächsten – und sogar zu den Feinden fordert, dann ist das zwar sicher kein Gedanke, aus dem wir unmittelbar strategische Antworten auf die Konflikte, Krisen und Kriege in der Welt ziehen können; aber die Grundhaltung ist eine deutlich andere, ob ich mich leiten lasse vom Hass und von der Rachgier oder ob ich im unendlich harten Ringen mit mir selbst danach frage, was dem Leben und dem Frieden dient. Ich werde auch bei solchem Ringen schuldig werden; denn die Diktatoren und Kriegshetzer werden nicht aufhören, wenn man sie einfach machen lässt. Aber es bleibt ein Suchen und Entscheiden, motiviert durch den Willen, dass Menschen einst wieder aufatmen können, und nicht etwa verleitet durch den Vergeltungsund Vernichtungswillen. Darum geht’s! Ist das „zu politisch“?

Auch das muss ich sagen, ich darf nicht schweigen:
Die Heilige Schrift gibt von ihrem allerersten Satz Zeugnis davon, dass die ganze Natur ein Wunderwerk der Liebe und Fantasie unseres Gottes ist. Er schenkt allem eine Ordnung, in der die Schöpfungswerke miteinander leben und existieren. Der Mensch wird in die Verantwortung gestellt, das Leben im Sinne einer verantwortlichen „Königsherrschaft“ zu bewahren. Es ist also „um Gottes Willen“ geboten, sehr genau und kritisch hinzuschauen, wie und wo wir das Liebeswerk Gottes zerstören. Und wir werden dabei zudem die uralte Erkenntnis nicht vergessen dürfen, dass die Welt eine Ordnung ist. Wer Teile daraus vernichtet – und sei es „nur“ das Klima, bringt alles zum Kippen und letztendlich zum Sterben.

Und dann ist da noch die eine Begegnung – wie aus der Zeit gefallen mitten in dieser unendlich schrecklichen Zeit
Nach einem Sonntagsgottesdienst, als die Gemeindemitglieder die Salvatorkirche verlassen, kommt eine junge Frau herein. Ich sehe, dass sie einen nahöstlichen Migrationshintergrund hat. Sie erklärt mir, dass sie getauft werden möchte. Wenige Tage später findet das Taufgespräch statt: Ich erfahre, dass sie vor ca. sechs Jahren mit der Familie während des damaligen Krieges aus dem Irak geflohen ist. Darüber hinaus muss sie Gewalt innerhalb der Familie fürchten. Im Religionsunterricht hat sie gehört, dass Gott, wie wir ihn bekennen, auch Frauen wie sie achtet. Darum möchte sie Christin werden. Ich bringe ihr einige weitere wichtige Glaubensinhalte nahe. Am nächsten Freitag ist die Taufe. Anhand von Jesus-Worten versuche ich, ihr ins Herz zu legen: „Du bist geliebt, geachtet bei Gott, schön bei Gott, einmalig bei Gott! Du bist, so wie du bist, ein von Gott vollkommen geachtetes Gotteskind!“ Bisher habe ich immer in traurige Augen geschaut, wenn ich sie ansah; jetzt lächelt sie. Kleine Geschenke nimmt sie mit. Die Taufkerze bleibt in der Kirche. Die kann sie nicht vor der Familie verstecken. Die tragische Situation bleibt; aber ein glückliches Gotteskind verlässt die Kirche. Ich schaue ihr nach und denke: Warum nehmen wir das Geschenk der Liebe Gottes so gleichgültig hin? Warum strahlen wir nicht darüber? Und… was tun wir, damit Menschen wie jene junge Frau die Chance bekommen, öfter befreit und ohne Angst zu lächeln?